
Erkrankungen Was ist ein Keratokonus (Hornhautkegel)?
Unter Keratokonus versteht man eine fortschreitende Ausdünnung und Vorwölbung der Hornhaut des Auges (Cornea), die mit schwankender und abnehmender Sehschärfe verbunden ist. Der Keratokonus ist auch einer der häufigsten Gründe für eine Hornhauttransplantation. Je früher er entdeckt und stabilisiert wird, desto größer ist die Chance, das zu verhindern.

Leider bleibt die Erkrankung immer noch viel zu häufig unentdeckt. Im Rahmen unserer modernen Voruntersuchungen, bei der wir die Hornhautstruktur nicht nur mit der Pentacam HR, sondern auch mit modernen Swept-Source OCT-Geräten vermessen, erkennen wir aber die typischen Hornhautwölbungen und Merkmale schon im Frühstadium. Wir haben seit 2006 Erfahrung mit Keratokonusbehandlungen und raten so früh wie möglich eine stabilisierende Behandlung einzuleiten.
Die meisten unserer Keratokonus-Patienten kommen erst mit dem Wunsch nach einem Leben ohne Brille zu uns.
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Vermutlich handelt es sich bei einem Keratokonus um eine Störung zwischen den Kollagenmolekülen des bindegewebigen Stützgerüstes der Hornhaut, die zu einer geringeren Vernetzung des Kollagens und somit zu einer reduzierten biomechanischen Stabilität der Hornhaut führt. Die Ursachen sind vielschichtig und noch nicht ganz geklärt. Für eine genetische Vorbelastung spricht, dass er oft familiär gehäuft auftritt. Auch immunologische Faktoren können eine Rolle spielen. Sicher ist bislang jedoch nur, dass heftiges und häufiges Reiben der Augen über Jahre hinweg, zum Beispiel bei Allergikern, einen hohen Risikofaktor darstellt für die Entstehung eines Keratokonus. Auch eine Schilddrüsendysfunktion könnte eine Ursache sein.
Studien belegen: Das UV-Riboflavin-Crosslinking scheint in der Lage zu sein, die zunehmende Vorwölbung der Hornhaut aufzuhalten.
Aus dem Grund empfehlen wir unseren Keratokonus-Patienten, ihre Schilddrüse untersuchen zu lassen, um ggf. eine Therapie mit Schilddrüsenhormonen durchführen zu lassen. Das Schilddrüsenhormon Thyroxin scheint einen signifikanten Einfluss auf die Biomechanik der Hornhaut (Cornea) zu haben: Es erhöht die Zunahme und die Steifigkeit von Hornhautgewebe und wirkt sich auf die Beschaffenheit bzw. die Eigenschaften der Kollagen-Protein-Verbindung aus.
Durch den Krankheitsverlauf des Keratokonus wird die Hornhaut zunehmend ausgewölbt und vorgewölbt. Dabei unterscheidet man die „stille“ Form des Keratokonus, genannt „Forme Fruste“ von der voranschreitenden Form, dem sogenannten „progressiven“ Keratokonus.
Symptome Welche Symptome treten bei Keratokonus auf?
Mögliche Konsequenzen des Keratokonus sind
ungewöhnliche Schwankungen und Abnahme der Sehschärfe,
ein irregulärer Astigmatismus (Hornhautverkrümmung),
das Wahrnehmen von Lichtringen um Leuchtquellen, den sogenannten „Halos“
sowie eine erhöhte Lichtempfindlichkeit und Blendung.
Bleibt die Krankheit in einem Stadium stehen, in dem sich noch nicht die volle Konusform ausgebildet hat, so spricht man von „Keratokonus forme fruste“. Bei ca. 20 Prozent der Patienten entwickelt sich jedoch ein progressiver Keratokonus, der sich rasch weiterentwickelt. Dabei kann es zu Rissen in der hinteren Hornhaut kommen, durch die Flüssigkeit aus der vorderen Augenkammer in die Hornhaut eindringt und diese trüb werden lässt. Man spricht dann von einem akuten Keratokonus. Oft hilft im späten Stadium nur noch eine Hornhauttransplantation. Durch moderne Früherkennung und schonende Behandlungen muss es nicht so weit kommen.

Formen Formen des Keratokonus
Forme Fruste
Die Forme Fruste ist von ihren Symptomen her von einer normalen Hornhautverkrümmung nicht zu unterscheiden und wird häufig zufällig bei einer genauen augenärztlichen Kontrolle entdeckt. Sie kann mit einer Brille, Kontaktlinsen oder auch mit implantierbaren Kontaktlinsen korrigiert werden und muss bei stabilem Zustand nicht behandelt, aber beobachtet und regelmäßig kontrolliert werden. Die Forme Fruste ist zehnmal so häufig wie die fortschreitende Form.
Die progressive Form des Keratokonus
Die progressive Form des Keratokonus ist aggressiv und macht sich oft bereits im Teenageralter bemerkbar. Die fortschreitende Vorwölbung bewirkt eine Verkrümmung der Hornhaut, genannt Astigmatismus. Durch diese Unregelmäßigkeit der Hornhaut wird die Korrektur durch eine Brille immer schwieriger. Geeigneter sind Kontaktlinsen, da diese einen Druck auf die Hornhaut ausüben und die gröbsten Unebenheiten ausgleichen können. Ist die Krankheit nicht zu weit fortgeschritten, kann mit Linsen eine gute Korrektur erreicht werden, bis hin zur maximalen Sehkraft.
Nimmt die Vorwölbung der Hornhaut jedoch weiter zu, sitzen auch harte Kontaktlinsen weniger stabil und können herausfallen. Zusätzlich wird mit der fortschreitenden Auswölbung die Hornhaut unterhalb des Zentrums immer dünner und vernarbt, was die Sehschärfe unwiederbringlich verschlechtert.
Eine erfolgversprechende Behandlung ist das UV-Riboflavin-Crosslinking.
Studien zeigen, dass das UV-Riboflavin-Crosslinking eine fortschreitende Vorwölbung aufhalten kann, weil es das Gewebe stabilisiert. Das maßgeschneiderte Crosslinking kann darüber hinaus auch die Sehfähigkeit verbessern. Dr. Breyer und andere Keratokonus-Experten raten aus dem Grund dazu, diese Behandlung möglichst frühzeitig durchzuführen. Seit der Einführung des Crosslinkings konnte die Zahl der notwendigen Hornhauttransplantationen um rund die Hälfte reduziert werden.
Keratokonus und Hornhautektasie
Keratokonus ist eine spezielle Form der Hornhautektasie. Ektasie ist ein medizinischer Fachbegriff. Er bezeichnet die Aufwölbung eines Hohlraumes. Eine solche Hornhautektasie kann auch nach einer LASIK-Behandlung auftreten. Man vermutet, dass der Flap-Schnitt die Hornhaut schwächt und es aufgrund einer mangelnden Stabilität zu einer Vorwölbung der Hornhaut kommt.
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Stadien nach Belin Keratokonus-Klassifikation nach Belin
Bei der Stadieneinteilung des Keratokonus hat sich die ABCD-Klassifikation nach Belin inzwischen durchgesetzt. Sie beinhaltet eine Graduierung folgender Parameter:
A – Hornhaut-Vorderflächenkrümmung
B – Rückflächenkrümmung
C – Pachymetrie (Hornhautdicke) am dünnsten Punkt und
D – dem bestkorrigierten Brillenvisus.
Zu A und B: Beide gemessen in einer 3,0-mm-Zone um die dünnste Stelle der Hornhaut.
Bei der ABCD-Klassifikation gibt es 5 Stadien, von 0 bis 4, für alle 4 Parameter. Hinzugefügt wird ein „−“, wenn keine Narben zu sehen sind, „+“ für Narben, die die Irisdetails sichtbar lassen, und „++“ für Narben, die Irisdetails verdecken. Mithilfe dieser Klassifikation ist die Dokumentation der Erkrankung in ihrem zeitlichen Verlauf möglich, die sehr gut darstellt, ob eine stabile oder fortschreitende Verlaufsform vorliegt.
-
A: Vorderflächenkrümmung (3-mm-Zone) > 7,25 mm (< 46,5 dpt)
B: Rückflächenkrümmung (3-mm-Zone) > 5,90 mm (< 57,25 dpt)
C: Dünnste Pachymetrie > 490 µm
D: Bestkorrigierter Brillenvisus ≥ 20/20 (≥ 1,0)
Vernarbung: – -
A: Vorderflächenkrümmung (3-mm-Zone) > 7,05 mm (< 48,0 dpt)
B: Rückflächenkrümmung (3-mm-Zone) > 5,70 mm (< 59,25 dpt)
C: Dünnste Pachymetrie > 450 µm
D: Bestkorrigierter Brillenvisus > 20/20 (< 1,0)
Vernarbung: −, +, ++ -
A: Vorderflächenkrümmung (3-mm-Zone) > 6,35 mm (< 53,0 dpt)
B: Rückflächenkrümmung (3-mm-Zone) > 5,15 mm (< 65,5 dpt)
C: Dünnste Pachymetrie > 400 µm
D: Bestkorrigierter Brillenvisus < 20/40 (< 0,5)
Vernarbung: −, +, ++ -
A: Vorderflächenkrümmung (3-mm-Zone) > 6,15 mm (< 55,0 dpt)
B: Rückflächenkrümmung (3-mm-Zone) > 4,95 mm (< 68,5 dpt)
C: Dünnste Pachymetrie > 300 µm
D: Bestkorrigierter Brillenvisus < 20/100 (< 0,2)
Vernarbung: −, +, ++ -
A: Vorderflächenkrümmung (3-mm-Zone) ≤ 6,15 mm (≥ 55,0 dpt)
B: Rückflächenkrümmung (3-mm-Zone) ≤4,95 mm (≥ 68,5 dpt)
C: Dünnste Pachymetrie ≤ 300 µm
D: Bestkorrigierter Brillenvisus < 20/400 (< 0,05)
Vernarbung: −, +, ++
STEP-Klassifizierung
Neues Keratokonus-Klassifizierungssystem STEP
Die optische Kohärenztomographie (OCT) des vorderen Augenabschnitts liefert gegenüber der Vermessung mit der rotierenden Scheimpflugkamera eine höhere Bildauflösung. Dadurch kann die Hornhautepithelschicht mit größerer Präzision von anderen Schichten unterschieden werden. Vor allem die neuesten SS-OCT Geräte verfügen über eine Lichtquelle mit längerer Wellenlänge, die eine tiefere Gewebedurchdringung erreicht. Die Kartierung der Epithelschichtdicke (ETM) und die Beurteilung ihrer Veränderungen haben sich als wichtige Kriterien für die Klassifizierung des Keratokonus und für die Therapiekontrolle etabliert. Basierend auf dieser Technologie wurde das neue Klassifizierungssystem STEP entwickelt.2
Das STEP-System analysiert zwei wesentliche Merkmale der Hornhaut, um das Stadium eines Keratokonus zu beurteilen:
ST-Wert (Stroma Thinnest Thickness): die dünnste Stelle der mittleren Hornhautschicht (Stroma) – ein wichtiger Stabilitätsindikator
EP-Wert (Epithelial Standard Deviation): gibt an, wie stark die Dicke der äußeren Zellschicht (Epithel) variiert – ein sehr sensibles Frühwarnzeichen bei beginnendem Keratokonus
Früherkennung von Keratokonus
Die durch Keratokonus hervorgerufene Ausdünnung und Vorwölbung der Hornhaut lässt sich mit modernen Untersuchungsverfahren bereits im Frühstadium erkennen. Wir setzten bei der Keratokonus-Früherkennung auf modernste OCT-Technologie mit dem Anterion SS-OCT und Cirrus 6000 HD-OCT. Unsere Spezialistin Dr. Kristin L. Artz ist gerne für Sie da.
Behandlung Die individuelle Behandlung des Keratokonus
Bei der Entscheidung für die richtige Behandlung des Keratokonus spielen viele Faktoren eine Rolle. In dem von einer internationalen Expertengruppe entwickelten Behandlungsschema gehören dazu:
Ihr Alter
Ihr Befund
Ihre Sehqualität mit Brille oder Kontaktlinsen
weitere Faktoren, wie z.B. Allergien, die sich auf die Augen auswirken
Ein erfahrener Augenarzt wie Dr. Detlev Breyer und unsere Oberärztin Dr. Kristin Lena Artz werden Ihnen nach einem Gespräch und einer gründlichen Untersuchung näher erläutern können, welche Behandlung bei Ihnen angezeigt wäre.
Unser Behandlungsprinzip orientiert sich strickt an der Sicherheit einer Behandlung und den Erkenntnissen evidenzbasierter Medizin. Auf Basis Ihres Befundes stehen Therapien zur Verfügung, die das Fortschreiten der Erkrankung eindämmen und weitere, mit denen eine Sehverbesserung erzielt werden kann.
Frühes Eingreifen schützt die Sehqualität. Insbesondere bei jungen Patienten sollte deshalb eine stabilisierende Behandlung in Erwägung gezogen werden.
Dr. Detlev R.H. Breyer

In diesem Video zur Keratokonustherapie fragt die Moderatorin Nina Ruge Dr. Detlev Breyer, welche Therapie bei Keratokonus angezeigt ist. Dr. Breyer und sein Patient Herr Wilkes beschreiben das UV-Riboflavin Crosslinking (CXL) und das Iontophorese Crosslinking (iCXL): der eine als Chirurg, der andere als Patient und erläutern die Unterschiede. Das Video wurde 2019 aufgezeichnet. Heute bieten wir Ihnen zusätzliche Maßnahmen an, um Ihre Sehqualität zu verbessern.
Zur Verbesserung der Sehkraft bei einem Forme Fruste Keratokonus sind Implantierbare Kontaktlinsen eine gute Option.
Dr. Detlev R.H. Breyer
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